kolorierte Zeichnung des historischen Bahnhofs Hranice

Die Geschichte der Mockelbahn

Die Ursprünge und das Ende einer grenzüberschreitenden Verbindung

Historisches Foto einer Dampflokomotive auf der alten Bahnstrecke zwischen Hranice und Adorf

Eisenbahnverbindung Aš – Hranice

Der Verlauf des Baus der Eisenbahn nach Hranice und ihre spätere Verlängerung nach Sachsen verlief in vielerlei Hinsicht ähnlich wie heutige Bauvorhaben. Auch damals nahmen Überlegungen, Planungen und Entwürfe viel mehr Zeit in Anspruch als der eigentliche Bau. Bereits seit dem 1. November 1865 bestand eine Eisenbahnverbindung Cheb–Aš. Erst im April 1873 wurde die technische Vorbereitung zur Verlängerung der Bahnstrecke nach Hranice genehmigt. Weitere sieben Jahre später, im Dezember 1880, kam es zu einer ersten öffentlichen Diskussion über die Verwirklichung dieses Projekts. Drei Jahre danach, am 7. Januar 1883, wurde schließlich eine Versammlung möglicher freiwilliger Beitragszahler einberufen.

kolorierte Zeichnung des historischen Bahnhofs Hranice

Noch im selben Jahr, am 11. November 1883, wurde das Projekt genehmigt, und am 6. September 1884 begannen die Erdarbeiten. Für damalige Verhältnisse bemerkenswert: Bereits weniger als ein Jahr später, am 27. Juni 1885, fuhr der erste Zug auf der neuen Strecke. Die feierliche Eröffnung der gesamten Strecke fand am 6. September 1885 statt. Die Endstation der Bahn befand sich damals am alten Bahnhof, links von der Einmündung der Straße von Aš nach Hranice. Die gesamte Bauleitung lag bei Ing. J. Fagowitz. Der erste Stationsvorsteher war F. Heinrich. Eine Fahrkarte von Aš kostete 11 Kreuzer in der dritten und 21 Kreuzer in der zweiten Klasse.

Historisches Foto des Bahnhofs Hranice

Eisenbahnverbindung Hranice – Adorf

Der Bau der Eisenbahnverbindung nach Adorf begann sieben Jahre später, am 4. April 1905, und bereits ein Jahr später, am 17. September 1906, wurde sie feierlich eröffnet. Für Hranice war dies wieder ein festliches Ereignis, zu dem der Bürgermeister Gäste mit speziellen Einladungsschreiben einlud, die folgenden Text enthielten:

Historisches Foto des Bahnhofs Hranice

Euer Hochwohlgeboren!

“Das amtierende Gemeindebüro erlaubt sich, Sie auf Montag, den 17. September d.J., um 10 Uhr vormittags zur feierlichen Eröffnung der Strecke Hranice–Adorf einzuladen.” September 1906, Bürgermeister von Hranice: Fridrich Grosskoph Der Bau forderte jedoch auch Menschenleben: Am 26. August 1905 wurde im Wald ein italienischer Arbeiter namens Giovanni Cocconi aus der Region Udine ermordet, und am 4. September 1906, vierzehn Tage vor der Eröffnung, verunglückte der Bauleiter Ing. Prokůpek tödlich.

Historisches Foto einer Dampflokomotive auf der alten Bahnstrecke zwischen Hranice und Adorf mit einer Mutter und ihrem Kind im Vordergrund

Vorübergehende Unterbrechung der Verbindung

Am 1. August 1914 wurde die Zugverbindung nach Adorf unterbrochen und die Grenze geschlossen. Ein Grenzübertritt war nur noch mit einer Sondergenehmigung des Bürgermeisters möglich.

Historisches Foto einer Dampflokomotive auf der alten Bahnstrecke zwischen Hranice und Adorf

Hinweise zur Bahnverbindung

Haltestellen auf der Strecke zwischen Hranice und Adorf waren Arnsgrün, Freiberg und Leubetha. Während in Aš bereits seit 1842 Wollgarn verarbeitet und fertige Stücke in den Handel gebracht wurden, konzentrierte sich Hranice weiterhin auf die Produktion von Baumwollgarn, hauptsächlich verarbeitet zu Tüchern. Diese fanden jedoch infolge von Modeänderungen im Inland keinen Absatz mehr. Neue Absatzmärkte mussten gesucht werden. So entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Sortiment für den Export in weit entfernte Regionen, das sich stets an exotische Kundenwünsche anpassen musste. Unsere Waren wurden hauptsächlich nach Süd-, Mittel- und Nordamerika, in die Türkei, nach Nordasien, Afrika, in die niederländischen Kolonien und ab den 1880er Jahren auch nach Indien exportiert. In Indien wurden leichte Schleier für Tänzerinnen, Götzenbilder für Mohammedaner und schwere viereckige Schals mit reichem Ornament in jedem Winkel abgesetzt.

Historisches Foto einer Dampflokomotive auf der alten Bahnstrecke zwischen Hranice und Adorf mit Bahnarbeitern auf der Lokomotive

Diese Produktion stabilisierte zwar zeitweise die wirtschaftliche Lage der Gemeinde, da es sich jedoch um saisonale Waren handelte, mussten viele Einwohner, insbesondere im Winter, Arbeit in Aš oder Sachsen suchen. Um 1890 verschlechterten sich auch die Exportmöglichkeiten dieser Waren und die Industrie in Hranice geriet erneut in eine schwere Krise. Es war nötig, neue Produktlinien zu entwickeln und sich auf dem heimischen Markt durchzusetzen. Mit Hilfe des damaligen Handelsministers Dr. von Karbera, der Hranice am 5. August 1892 besuchte, gelang dies teilweise. Die Textilfabrikanten von Hranice stellten auf die Produktion von Tischdecken, Bettüberwürfen, Dekorationsstoffen und Vorhängen um. Zudem begann die Herstellung von weihnachtlichen Stoffen, dem sogenannten Leonischen Waren. Auch die Teppichproduktion begann. Die bis dahin dominierende Handweberei blieb auf die Herstellung von Schals und Tüchern für Indien beschränkt. Die mechanische Weberei entwickelte sich schnell und dominierte bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Der Eisenbahnbau Aš–Hranice–Adorf trug maßgeblich dazu bei.

Historisches Foto einer verunfallten Dampflokomotive auf der alten Bahnstrecke zwischen Hranice und Adorf

Betriebseinstellung der Strecke

Der letzte Zug auf der Strecke Hranice–Adorf fuhr am 12. April 1945. Bei einem Luftangriff wurde die Brücke bei Adorf zerstört. Obwohl die Strecke ansonsten unbeschädigt blieb, wurde der Betrieb nie wieder aufgenommen.

Fördermittel der EU
Stadt Hranice (LP1) 1.077.703,45€
Stadt Adorf/Vogtl. (PP1) 1.930.761,84€
Gesamt 3.008.465,29€

Gesamtfinanzierung
Stadt Hranice (LP1) 1.347.129,32€
Stadt Adorf/Vogtl. (PP1) 2.413.452,31€
Gesamt 3.760.581,63€